Auf dem Weg zu den Polizeiwissenschaften? Bemerkungen aus soziologischer und kommunikationswissenschaftlicher Perspektive

  • Reichertz J
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Wissenschaften oder genauer Wissenschaftsdisziplinen entstanden und entstehen nie in gleicher Weise. Astronomie, Philosophie, Rhetorik, Geometrie und Mathematik sind auf jeweils anderen Wegen an die Universität gekommen als die Medizin oder die Rechtswissenschaft, und deren wissenschaftliche Etablierung unterscheidet sich deutlich von der der Soziologie oder der Kommunikationswissenschaft. Letztere ist, obwohl seit etwa 30 Jahren an deutschen Hochschulen vertreten, immer noch dabei, ihren Platz zu finden (wie andere neuere Wissenschaften auch). Oft sind die Wege vom ersten systematisierten Forschen bis zum Universitätsfach sehr verschlungen und nicht gradlinig. Manchmal verlangt die Gesellschaft nach einem Fach, manchmal die Wirtschaft, manchmal ist der Krieg der Vater des Fachs, manchmal einzelne Forscher, die feste Beschäftigungsverhältnisse suchen und manchmal auch Berufsgruppen und Berufsverbände, angetrieben von dem Anliegen, die Ausbildung zu verbessern und somit auch Ansehen und Besoldung zu mehren. Die Sozialpädagogik und die Pflegeforschung bzw. Pflegewissenschaften sind Beispiele für den zuletzt beschriebenen Fall. Oft verbinden sich auch Entwicklungen, Interessen und Interessenverbände und wohl auch deshalb gibt es nicht den einen, den üblichen, den normalen Weg von der Forschung zum Fach, sondern viele, und kaum einer dieser Prozesse vollzieht sich gradlinig. Immer gibt es Grenzkämpfe mit benachbarten Fächern, die, um die eigenen Pfründe bangend, mal anführen, das Neue sei unbedeutend und tauge deshalb nicht zum eigenen Fach, mal sagen, das Neue sei im Prinzip nicht neu und würde schon vom Alten abgedeckt, somit überflüssig.

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Reichertz, J. (2007). Auf dem Weg zu den Polizeiwissenschaften? Bemerkungen aus soziologischer und kommunikationswissenschaftlicher Perspektive. In Kriminologie im 21. Jahrhundert (pp. 125–143). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90538-9_9

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