Transformationsphasen

Abstract

Ein Systemwechsel lässt sich im Allgemeinen als Intervall zwischen einem alten und einem neuen politischen System definieren. Er beinhaltet also die Auflösung der alten Strukturen, Funktionen und Integrationsmechanismen (Entdifferenzierung), und den anschließenden Aufbau einer neuen politischen Herrschaftsstruktur (Redifferenzierung). Der Wechsel von der Autokratie zur Demokratie ist somit nach zwei Seiten hin abgegrenzt: auf der einen Seite durch den Beginn der Auflösung des alten, autoritären Regimes und auf der anderen Seite vom neu etablierten, demokratischen System. Zwischen dem autokratischen System und der konsolidierten Demokratie liegen die drei Phasen des eigentlichen Systemwech-sels: (1) Ende des autokratischen Systems; (2) Institutionalisierung der Demokratie; (3) Konsolidierung der Demokratie. 1 Ende des autokratischen Systems 1.1 Ursachen Bei der Analyse der ersten Transformationsphase, also der Endphase autoritärer oder totalitärer Systeme, ist zwischen Ursachen und Verlaufsformen zu unterscheiden. Wel-che Ursachen einem Systemwechsel zugrunde liegen, kann nur im jeweiligen Einzelfall konkret analysiert werden. Allerdings sind inzwischen schon so viele unterschiedliche Transformationen in allen Großregionen untersucht worden, dass sich durchaus allgemeine Aussagen über Ursachenbündel und ihre Verknüpfungsmuster treffen lassen. Analytisch kann zwischen systeminternen und systemexternen Ursachen unterschieden werden. Systeminterne Ursachen sind Legitimitätskrisen, welche in ohnehin mit einem ständi-gen Legitimitätsdefizit behafteten autokratischen Systemen von verschiedenen Faktoren ausgelöst werden können. So kann ökonomische Ineffizienz als gescheiterte wirtschaftliche Modernisierung oder Wirtschaftskrise die Entstehung gesellschaftlichen Protests bewirken, doch auch eine erfolgreiche ökonomische Modernisierung, also ökonomische Effizienz, 1 Dieser Artikel ist eine gekürzte und modifizierte Version des Kapitels Transformationsphasen in Merkel (2010: 93-127).