Wer nicht ausgegrenzt wird, muss auch nicht integriert werden

  • Meyer T
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Inklusion wird vielfach als Inbegriff eines Paradigmenwechsels im Umgang mit gesellschaftlich benachteiligten Personengruppen gesehen. Ein markanter Leitspruch von Vertreterinnen und Vertretern der Inklusionsidee lautet: „Was nicht ausgegrenzt wird, muss auch nicht mehr integriert werden“. Inklusion, das bedeutet beispielsweise Toleranz dem Andersartigen gegenüber, Akzeptanz von Vielfalt, Abbau von Vorurteilen und das Vermeiden von Ausgrenzung. Die Befürworter/innen des Inklusionsgedankens sehen in dem Inklusionskonzept ein Patentrezept oder sogar „Allheilmittel“, um die Ausgrenzung benachteiligter Personengruppen von vorneherein zu vermeiden. Gegner/innen des Inklusionskonzepts stehen dieser Euphorie jedoch kritisch gegenüber und werfen deren Befürwortern „Realitätsverkennung“ vor (siehe beispielsweise bei Kastl 2010, S.178). In dem vorliegenden Beitrag soll diesem Streit jedoch nicht weiter nachgegangen werden. Auch soll nicht entschieden werden, ob das Inklusionskonzept ein „Allheilmittel“ ist oder letztendlich nur eine gesellschaftliche Utopie. Ziel des Beitrags ist es dagegen, den Leser/innen die Grundintention des Inklusionsgedankens näherzubringen und zu einem differenzierten Verständnis dieser Idee beizutragen. Im Zentrum der nachfolgenden Auseinandersetzung stehen dabei zwei verschiedene Betrachtungsebenen. Es soll verdeutlicht werden, dass die Idee von Inklusion zum einen auf normativ-ethischen und sozialpolitisch motivierten Forderungen beruht, zum anderen aber auch praktische, pädagogische und sozialpsychologische Überlegungen beinhaltet. Damit ist gemeint, dass Inklusion nur dann gelingen kann, wenn gesellschaftliche Strukturen so gestaltet werden, dass sie der Lebensweise und sozialen Lage aller Bürger/innen in pluralistischen Gesellschaften entsprechen. Darüber hinaus müssen diese Bürger/innen aber auch den Inklusionsgedanken mittragen; gesellschaftliche Veränderungen müssen also auch mit sozialen Lernprozessen einhergehen. Letztendlich, so lautet die wesentliche Grundannahme dieses Beitrags, wird die Umsetzung von Inklusion nur dann gelingen, wenn beide Betrachtungsebenen – sowohl sozialpolitische Veränderungen als auch Bildungsprozesse im „Kleinen“ – gleichermaßen berücksichtigt werden. Dies impliziert dann auch, dass Inklusion bereits in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen ansetzen muss.

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Meyer, T. (2012). Wer nicht ausgegrenzt wird, muss auch nicht integriert werden. In Jugendliche Lebenswelten (pp. 243–268). Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-8274-2971-1_13

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