Politische Theorie und Gesellschaftstheorie — das passt nicht zusammen. Zumindest erweckt Klaus von Beymes „Theorie der Politik im 20. Jahrhundert“ (1991) diesen Eindruck. Politische Theorie sieht er auf einer Mesoebene angesiedelt mit Blick auf den institutionalisierten Wandel. Im Unterschied dazu betreiben die auf der Makroebene verorteten Gesellschaftstheorien eine „Theorie der Politik“, wenn sie das Verhältnis der Politik zu anderen Bereichen der Gesellschaft behandeln und dabei deren politische Steuerbarkeit reflektieren. Diese Perspektive auf die Politische Theorie übernimmt bereits einen Blick, wie ihn funktionalistische Gesellschaftstheorien auf die moderne Gesellschaft werfen. Dabei erscheint die Gesellschaft als ausdifferenziert in verschiedene funktionale Teilsysteme. Auch die Politik ist dann nicht mehr als ein auf kollektiv bindende Entscheidungen spezialisiertes Teilsystem unter anderen. So wie die Politik nur noch einen Teil der Gesellschaft darstellt, so erscheint aus dieser Perspektive dann auch die Politische Theorie nur noch als eine Subtheorie der Gesellschaftstheorie. Gegenwärtig assen sich jedoch in der Gesellschaftstheorie Entwicklungen beobachten, die einer solchen Kasernierung der Politik als Teilsystem der Gesellschaft den Boden entziehen und damit auch eine neue Bestimmung des Verhältnisses von Politischer Theorie und Gesellschaftstheorie nötig machen.
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Brodocz, A. (2008). Politische Theorie und Gesellschaftstheorie. In Politische Theorie und Politikwissenschaft (pp. 156–174). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90419-1_7
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