Unter den Haut- und Weichgewebeinfektionen werden alle Infektionen der Haut und Subkutis, der Hautanhangsgebilde (Nägel, Haare und Haarbalg) und der Muskulatur (Myositis) ein- schließlich ihrer Faszien (Fasziitis) zusammengefasst. Ebenfalls hinzugerechnet werden Infektionen tiefer gelegener Strukturen im Mediastinum, z. T. auch peri- und retroperitoneal. Die überwiegende Zahl dieser Infektionen ist bakteriell bedingt. Für eine geringe Zahl sind virale oder parasitäre Erreger mit meist sehr charakteristischen Erkrankungen verantwortlich und z. T. bakteriell superinfiziert. Verletzungen und andere Störun- gen der Hautintegrität begünstigen die Entstehung von Haut- infektionen, wie auch relevante Abwehrschwächen Ausmaß und Schnelligkeit der Ausbreitung tiefer Infektionen bis zur Sepsis begünstigen. Je nach Verletzungsmechanismus und Tiefe der betroffenen Strukturen ist am ehesten mit grampositiven Erregern wie Strepto- und Staphylokokken (Oberfläche) zu rechnen. Bei tiefer eindringenden Infektionen sind, meist im Rahmen einer Misch- flora, zusätzlich Anaerobier sowie gramnegative Erreger – meist Enterobakterien – nachweisbar. Lokal abgrenzbare Infektionen lassen sich entweder rein konservativ, d. h. nur mit Antiinfektiva, oder, wie bei manchen Abszedierungen, nur mit lokalen chirurgischen Maßnahmen erfolgreich behandeln. Tiefe Weichgewebeinfekte und hier v. a. diffus nekrotisierende Infektionen gelten wie Infektionen mit Gasbildnern als chirurgische Notfälle, die eines – meist ausge- dehnten – Débridements einschließlich begleitender Antiinfek- tivatherapie bedürfen.
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Stephan, C., & Brodt, H.-R. (2016). Haut- und Weichgewebeinfektionen (pp. 887–896). https://doi.org/10.1007/978-3-662-48678-8_120
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