Die Gewalt des Terrorismus

  • Baecker D
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Die Gewalt des Terrorismus – Dirk Bäcker 1. Soziologie Es stellt sich die Frage, ob dem Terrorismus überhaupt Beachtung geschenkt werden sollte, da durch Aufmerksamkeit sozialer Sinn entsteht. Und welche Rolle spielt die Soziologie? Eine Ablehnung ist keine Alternative zur Affirmation, da aus kommunikationstheoretischer Sicht beide Formen beziehungsgestaltenden Charakter mitführen(S.1). Durch die Beziehung entsteht die Identität eines Phänomens. Die Aufgabe der Soziologie ist es, ein Verständnis für Phänomene zu bekommen (S.2). 2. Politik Durch das Einsetzen von Gewalt wird die unvorhersehbare Dynamik von Kommunikation ausgehebelt, da aufgrund der Gewalt die Antwort bereist gegeben wird. Die terroristische Gewalt ist ein Akt der Ohnmacht, da keine Form der Einflussnahme mehr als Alternative gesehen wird. Im Akt soll die Ohnmacht umgedreht werden, da das Gegenüber diese erleben soll: „die eigene Handlungsmacht (des Terrorismus rückt) an die Stelle einer staatlichen Handlungsmacht“ (S.3). Darauf aufbauend zeigt sich, dass das politische System handeln muss, wenn die eigene gesellschaftliche Funktion infrage gestellt wird: das legitimierte Ausüben von physischer Gewalt oder das Androhen dessen. Es entsteht eine automatisierte Reaktion der Politik, auf einen terroristischen Akt zu reagieren. An dieser Stelle ist die Aufgabe der Soziologie, der Politik durch die Reflexionsebene zu unterstützen, Handlungen zu überdenken, um aus der „Eskalationsdynamik“ möglicherweise auszusteigen. Der Terrorismus muss als politischen Gegner und somit Teil des politischen Systems gesehen werden. (S.4) 3. Kontrolle Der Nullpunkt der soziologischen Analyse des Terrorismus ist die Benennung des terroristischen Aktes als Versuch der Kontrollausübung. Ein allgemeiner Kontrollbegriff wird als Nullpunkt genutzt, damit die Soziologie ein unbewertender Beobachter bleibt und darüber hinaus der Paradoxie der Macht ausgewichen werden kann, die besagt: Die Androhung der Macht von Gewalt ist ausreichend, um Gehorsam zu erzeugen (S.5) Ein wichtiges Zitat an dieser Stelle: „Wenn Luhmann die Nichtausübung von Gewalt als die Nullmethodik der Macht bezeichnet, so ist die terroristische Ausübung von Gewalt der Nullpunkt der Politik, weil sie den Anspruch auf Machtausübung nicht nur erhebt, sondern zugleich ruiniert“(ebd.) Die terroristischen Handlungen wie beispielsweise die Selbstmordattentäter_innen agieren politisch, da sie die gesellschaftliche Ordnung angreifen. Einerseits kommunizieren sie den Verlust der Kontrolle der Politik und beanspruchen die Kontrolle andererseits für sich selbst. (S.6) 4. Gesellschaft Jegliche Form des Terrorismus ist innerhalb der Gesellschaft. Die Gesellschaft muss mit der Gewalt umgehen, die vor allem auch durch den symbolischen Charakter der erschreckenden „möglicherweise noch folgenden Gewalt“ konfrontiert ist (S.7). An dem Gewaltakt sind Täter, Opfer und die Gesellschaft als solches gleichsam beteiligt, da es Teil des „gesellschaftlichen Rituals der Gewalt“ ist (ebd.). Der Terrorismus bekommt in der Gesellschaft eine Funktionsstelle, die früher die politischen Utopien besetzten. Bäcker bezeichnet die Funktion der politischen Utopien als „Negationsformel der Politik in der sich ausdifferenzierenden Weltgesellschaft“ (S.8). Der Terrorismus ist eine „Negationsformel zur Hegung der Gewalt“ im politischen Sektor. Das hat die Folge das der Terrorismus zum einen ein Problem der Politik ist und gelichzeitig auch eine Alternative dazu (ebd.). Um gegen den Terrorismus handeln zu können, muss dieser mit seinem politischen Charakter angenommen werden. Bäcker beschreibt das Verhältnis als „Spiegelbild zur Weltpolitik“ (S.9). Somit ist die Nachfrage nach neuen Verhältnissen von Politik und Gesellschaft. An dieser Stelle ist es die Funktion der Soziologie Deutungsalternativen zu beschreiben und zu verhindern, sich in Bezug auf Terrorismus in Eindeutigkeit zu verlieren (ebd.)

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Baecker, D. (2007). Die Gewalt des Terrorismus. In Intention und Funktion (pp. 219–229). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90627-0_11

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