Lebensläufe und Biografien werden nicht ausschließlich von Individuen gestaltet, es gibt Verbindungen zwischen den Lebensläufenvon Individuen. In ein natürliches Verbindungsnetz, die Familie, tritt fast jedes Individuum ein, ob es will oder nicht. Inder Folge kann das Individuum neue Beziehungsmuster knüpfen und selbst durch private Entscheidungen familiale Netze aufbauen.Diese Entscheidungen sind in Lebensläufe und Biografien eingebunden. Dieser an und für sich einfache Sachverhalt hat weitreichendeKonsequenzen für die Konzipierung von Familie in den Gesellschaftswissenschaften, da zu ihrer Erforschung eine dynamischePerspektive erforderlich ist. Die Feststellung allgemeiner Funktionen, die Familien in allen Gesellschaften (relativ zeitkonstant)zu erfüllen haben, ist in dynamischer Sicht nicht so einfach, wie die Ausführungen des Strukturfunktionalismus es glaubenmachen (vgl. hierzu Parsons 1955; Clason 1995). Ein soziales Gebilde „Familie“, das aus einem gegengeschlechtlichen Paar mitKindern besteht, und dessen Hauptfunktionen Kindererziehung und Intimität seien, ist nur ein mögliches Ergebnis von individuellenEntscheidungen.
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Szydlik, M. (2008). Familie und Sozialstruktur. In Handbuch Familie (pp. 78–93). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90675-1_5
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