Der Beitrag argumentiert, daß Fremdenfeindlichkeit sowie Renationalisierungsprozesse in der jüngeren politischen Auseinandersetzung in der BRD nur mittels eines historischen Zugangs zur Ethnizitätsproblematik und ihrer Wandlung im Verlauf der Entwicklung des modernen Nationalstaates zum Sozialstaat angemessen verstanden werden kann. Nationalität und Ethnizität werden gefaßt als Einheitssemantiken, die mit der Entstehung moderner Staaten einhergehen, und es wird argumentiert, daß diese Semantiken im Verlauf der schwierigen Geschichte der Staatsbildung in Deutschland sowie der Etablierung des Sozialstaates Prozesse der Valorisierung und Devalorisierung durchlaufen. Vor diesem Hintergrund wird darauf verwiesen, daß die jüngste Revalorisierung dieser Semantiken im Kontext verstärkter Zuwanderung, der sozialen Brüche und Friktionen des schwierigen Vereinigungsprozesses sowie der ökonomischen Umbruchsprozesse erst verständlich werden kann, wenn sie auf diese Geschichte der Staatsbildung in Deutschland, auf die Entwertung der Ethnizitätssemantik im Sozialstaat BRD sowie auf die Geschichte des Umgangs mit Migration und ihren Folgen bezogen wird.
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Bommes, M. (1994). Migration und Ethnizität im nationalen Sozialstaat. Zeitschrift Für Soziologie, 23(5), 364–377. https://doi.org/10.1515/zfsoz-1994-0502
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