Im ersten Teil des Beitrags wird Sozialraumorientierung in Jugendhilfe und Schule aus der Perspektive der Organisationen dargestellt: Zunächst geht es um die Sozialraumorientierung in der Jugendhilfe als Hinwendung zu den Lebenswelten der Menschen, aber auch als Prinzip einer Neuorganisation sozialer Einrichtungen. Anschließend wird die Sozialraumorientierung in der Schule insbesondere unter dem Aspekt der Öffnung von Schule, aber auch weitergehend bis hin zur Stadtteilschule diskutiert. Der zweite Teil thematisiert das Phänomen der Raumaneignung von Kindern und Jugendlichen, also die sozialräumliche Orientierung in der subjektorientierten Perspektive. Mit Hilfe des Aneignungskonzeptes lassen sich Bildungsprozesse in den Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen weiter fassen als unter einem engen institutionellen Blick; mit dem Aneignungskonzept kann Schule als Sozial- und Aneignungsraum interpretiert werden; Sozialräume und Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen können für Jugendhilfe und Schule einen gemeinsamen Hintergrund bilden, vor dem gemeinsame Projekte entwickelt und Ganztagsbildung über die institutionellen Grenzen hinaus entfaltet werden kann. Im vierten Teil wird deshalb beispielhaft das Projekt einer gemeinsamen Lebensweltanalyse als sozialräumliche Kooperation zwischen Schule und Jugendarbeit beschrieben. Bei der Durchführung von Methoden wie der Stadtteilbegehungen mit Kindern und Jugendlichen werden diese als Expert(inn)en ihrer Lebenswelten aktiv mit einbezogen. Solche Projekte führen auch zu Themen und Feldern, die — außerhalb der institutionellen Sichtweisen — sozialräumliche Gegebenheiten, etwa informelle Treffs oder Angsträume von Kindern und Jugendlichen, zum Thema von Ganztagsbildung machen.
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Deinet, U. (2008). Sozialraumorientierung und Raumaneignung. In Grundbegriffe Ganztagsbildung (pp. 724–731). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91161-8_72
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