Steckt die Demokratie in Deutschland zu Beginn der zwanziger Jahre des 21. Jahrhunderts in einer Legitimitätskrise? Die empirische Antwort lautet nein. Allerdings reflektieren skeptische Perzeptionen von beachtlichen Teilen der Bevölkerung ein negatives Zukunftsszenario für die Demokratie und ihre Institutionen. Den zentralen Repräsentationsorganen der Demokratie – Parteien, Parlament und Regierung – wird die Orientierung am Allgemeinwohl mehrheitlich abgesprochen. Wenn aber die Bürgerinnen diesen Organisationen und Institutionen unterstellen, sie würden nur die privilegierten oder eigenen Interessen vertreten, verliert die Demokratie einen zentralen Aspekt ihrer Legitimation. Dies bedeutet nicht, dass sich in Deutschland eine Legitimitätskrise andeutet, die zu einem Systemkollaps führen würde. Aber manches weist darauf hin, dass der seit den 1970er Jahren anhaltende Prozess der Demokratisierung der Demokratie zunächst gestoppt ist. Die neue Zerbrechlichkeit der Demokratie wird auch in Deutschland zusehends sichtbarer.
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Merkel, W., Kneip, S., & Weßels, B. (2020). Zusammenfassung und Ausblick: Die neue Zerbrechlichkeit der Demokratie. In Legitimitätsprobleme (pp. 389–407). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-29558-5_16
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