Der Beitrag führt in die Geschichte, Theorie und Methode der Tiefenhermeneutik ein, einem psychoanalytisch orientierten Verfahren der Interpretation von Texten. Standen bei dem Begründer der Methode, dem Frankfurter Psychoanalytiker und Sozialpsychologen Alfred Lorenzer, zunächst kulturelle Objektiviationen im Fokus, so arbeiten psychoanalytisch orientierte Sozialwissenschaftler/innen mit dieser Methode verstärkt seit Anfang der 1990er-Jahre, um qualitative Forschungsdaten auszuwerten. Im Unterschied zu nahezu allen anderen qualitativen Auswertungsmethoden nutzt die Tiefenhermeneutik die Subjektivität der Forschenden – ihre Affekte, Assoziationen, Konflikte, Beziehungen, Fantasien, Wünsche – auf eine methodischen reflektierte Weise als zentrales Erkenntnisinstrument.
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Haubl, R., & Lohl, J. (2020). Tiefenhermeneutik. In Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (pp. 555–577). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-26887-9_57
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