Soziale Konsequenzen kollektiver Emotionen: Identifikation und Solidarität nach innen sowie Abgrenzung nach außen?

  • Ismer S
  • Beyer M
  • von Scheve C
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Abstract

Das Kapitel diskutiert die Wirkungen kollektiver Emotionen auf größere soziale Gruppen, insbesondere Nationen, aus theoretischer und empirischer Perspektive. Dabei skizzieren wir zunächst die in der Soziologie prominente Theorie Durkheims, der zufolge kollektive Emotionen in erster Linie als Ergebnis ritueller Zusammenkünfte einer Gemeinschaft verstanden werden können. Anschließend beleuchten wir aus dieser Perspektive den derzeitigen Stand der empirischen Forschung zu kollektiven Emotionen aus unterschiedlichen Disziplinen. Dabei fragen wir einerseits nach der Bedeutung dieser Studien für die soziologische Theorie und versuchen andererseits, bestehende Forschungsdesiderata zu identifizieren. Im Mittelpunkt steht der Einfluss kollektiver Emotionen (bzw. kollektiver Efferveszenz) auf die Identifikation mit einer Nation, auf die Wahrnehmung und Bedeutung nationaler Symbole sowie auf die Ausbildung andauernder affektiver Formationen und Einstellungen wie beispielsweise des Nationalgefühls, emotionaler Klimata, und kollektiver emotionaler Orientierungen. Abschließend beleuchten wir mögliche Zusammenhänge zwischen kollektiven Emotionen und der Abwertung von Fremdgruppen. Seit Emile Durkheim 1912 sein Werk "Die elementaren Formen religiösen Lebens" ([1912] 1981) veröffentlichte, haben sich Generationen von Sozialwissenschaftlern mit kollektiven Emotionen sowohl in Bezug auf ihre basalen Entstehungsmechanismen als auch hinsichtlich ihrer sozialen Effekte und Funktionen beschäftigt (von Scheve und Ismer 2013; Salmela im Erscheinen). Durkheim zufolge ist vor allem die Erfahrung kollektiver Erregung (`Efferveszenz´) im Zuge ritueller Zusammenkünfte von Bedeutung. Diese Erfahrung ist für ihn ein fundamentaler Baustein für das Entstehen und die Erneuerung solidarischen Zusammenhalts in sozialen Gruppen. In jüngster Zeit hat die Forschung unter anderem den Einfluss kollektiver Emotionen auf die langfristige affektive Formation emotionaler Klimas in den Mittelpunkt gerückt (de Rivera 1992; Rimé 2007; Rimé et al. 2010). Diese Arbeiten weisen darauf hin, dass sich die Emotionen der Mitglieder einer Gruppe nicht 1 Dieser Beitrag ist eine überarbeitete Fassung eines englischsprachigen Artikels, der unter dem Titel "The Social Consequences of Collective Emotions: National Identification, Solidarity, and Out-Group Derogation" erschienen ist.

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Ismer, S., Beyer, M., & von Scheve, C. (2015). Soziale Konsequenzen kollektiver Emotionen: Identifikation und Solidarität nach innen sowie Abgrenzung nach außen? In Die Ambivalenz der Gefühle (pp. 83–100). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-01654-8_5

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