Normalstation

  • Regel G
  • Bosch U
  • Stalp M
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Abstract

Wenn in Deutschland über die demografische Lage in Frankreich gesprochen wird, stehen meist die für deutsche Verhältnisse beeindruckend hohen Nachwuchszahlen im Vordergrund. Die durchschnittliche Kinderzahl je Frau lag bei unseren südwestlichen Nachbarn im Jahr 2007 bei 1,96, zwischen Greifswald und dem Bodensee aber nur bei 1,37 – also bekommen französische Frauen knapp 50 Prozent mehr Kinder. Als Erklärung dafür dient meist eine grundsätzlich verschiedene Familienpolitik der beiden Länder. So versucht Frankreich seit langem, durch eine familienfreundliche Fiskalpolitik und qualitativ gute Betreuungsbedingungen für Kinder es Eltern zu erleichtern, Familie und Beruf zu vereinbaren. Obwohl Deutschland seit kurzem anstrebt, Elemente dieser Politik zu kopieren, ist hierzulande die Fertilität nur marginal angestiegen,1 während sie in Frankreich in den letzten Jahren viel deutlicher zugelegt hat. Wo aber führen diese unterschiedlichen Entwicklungen hin? Welche Langzeitfolgen hat es, wenn über Jahre dies- und jenseits der Grenze Frauen unterschiedlich viele Kinder zur Welt bringen? Und welche Konsequenzen hat das für die Gesellschaften beider Länder?* Am 1. Januar 2008 vermeldeten die Statistiker für Deutschland 82.218.000 Einwohner. In Frankreich waren es zur gleichen Zeit 62.106.000 Menschen und pro Jahr kommen derzeit rund 350.000 hinzu. Deutschland hingegen verliert seit 2003 an Bevölkerung. Der bisherige Gesamtrückgang von knapp 500.000 Personen mag nicht dramatisch erscheinen. Bevölkerungsprojektionen weisen aber darauf hin, dass er sich in naher Zukunft beschleunigen wird. Nach den aktuellen Voraussagen dürfte Deutschland bis Mitte des Jahrhunderts acht bis 14 Millionen Einwohner verlieren und dann weniger Einwohner als das wachsende Frankreich haben – eine Prognose, die angesichts der heutigen Bevölkerungsdifferenz von rund 20 Millionen Menschen auf den ersten Blick überrascht. Den Status des bevölkerungsreichsten Landes der EU würde Deutschland allerdings nicht an Frankreich, sondern an Großbritannien verlieren: Dort dürfte die Bevölkerung von derzeit 60 Millionen Menschen bis 2050 auf über 77 Millionen anwachsen. Seitdem der Babyboom in den 1970er Jahren zu Ende gegangen ist, kommen in Frankreich jährlich im Mittel 230.000 mehr Menschen zur Welt als sterben. Im Jahr 2007 betrug der Überschuss sogar fast 300.000. Die Zahl der Neugeborenen lag jahrelang konstant bei knapp über 750.000, in der jüngsten Vergangenheit selbst deutlich darüber. Deutschland…

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Regel, G., Bosch, U., & Stalp, M. (1997). Normalstation. In Tscherne Unfallchirurgie (pp. 149–185). Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-59215-7_7

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