In der noch jungen Geschichte des allgemein zuganglichen Internets gibt es eine erstaunliche Vielfalt an politischen Kampagnen, Methoden, Anliegen und Gruppen. Anstatt eine Ubersicht uber die gesamte Breite des Netzaktivismus anzubieten, konzentriert sich dieser Beitrag auf eine Anzahl besonders signifikanter Kampagnen und beschreibt anhand dieser die Entwicklung des Netzaktivismus seit den fruhen 90er-Jahren. Dabei wird auffallig, dass die Protagonisten dieser Initiativen im Internet mehr sehen als nur eine technische Zusammenschaltung verschiedener proprietarer Netze. Das Internet als politischer Handlungsraum wird zum Ort der Auseinandersetzung uber ein neues Politikverstandnis in einem globalen und vernetzten Kontext, zu einer »virtuellen Republik«, in der die Frage nach Recht oder Unrecht nicht allein nach zivil- und strafrechtlichen Kriterien gestellt werden darf, sondern wo es auch einer Neudefinition der Grundrechte bedarf. Diese Definition muss uber den konventionellen Datenschutz und das Recht, eine Homepage zu unterhalten, hinausgehen und kollektive Formen politischer Willensauserung beinhalten. Das heist, dass die vorgestellten Projekte uber ihren tagespolitischen Anlass hinaus auch als Diskurs uber das Internet als »virtuelle Republik« gelesen werden konnen und sollen.
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Medosch, A. (2003). Demonstrieren in der virtuellen Republik. In Bürgerrechte im Netz (pp. 261–306). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92400-1_15
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