Die Steuerung von Maschinen wird zunehmend an Algorithmen delegiert. Gleichzeitig haben neue Möglichkeiten der Digitalisierung zu einem steigenden Einsatz von Algorithmen in vielen gesellschaftlichen Feldern geführt – in Extremfällen treten Algorithmen als Interaktionspartner auf. Diese zunehmende Alltäglichkeit von Algorithmen wirft die Frage auf, ob und wie diese zwischen „richtig“ und „falsch“, zwischen „Gut“ und „Böse“ unterscheiden können. Im vorliegenden Beitrag wird argumentiert, dass Algorithmen „gewissenlos gewissenhaft“ sind. Aufbauend auf Hannah Arendts Schriften über das Böse werden Algorithmen einerseits als gewissenhafte, regeltreue und gründliche Akteure interpretiert. Andererseits wird ihnen die Möglichkeit einer moralischen Orientierung abgesprochen. Arendt legt überzeugend dar, dass Moral nicht in Bezug auf Andere, sondern in einem „Zwiegespräch“ des Menschen mit sich selbst entsteht, woraus auch die Fähigkeit zum Regelbruch erwächst. Algorithmen, so wird weiter argumentiert, mögen zwar vormals von Menschen durchgeführte Aufgaben übernehmen. Sie sind aber nicht in der Lage, diese hinsichtlich ihres moralischen Gehalts zu überprüfen.
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Reichmann, W. (2019). Die Banalität des Algorithmus (pp. 135–153). https://doi.org/10.1007/978-3-658-21083-0_9
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