Jugendkriminalität in sozialen Kontexten – Zur Rolle von Wohngebieten und Schulen bei der Verstärkung von abweichendem Verhalten Jugendlicher

  • Oberwittler D
N/ACitations
Citations of this article
9Readers
Mendeley users who have this article in their library.
Get full text

Abstract

Zu den Dimensionen, die in der Forschung uber Jugenddelinquenz seit einigen Jahren wieder intensiver beachtet werden, zahlen auch sozialraumliche Kontexte. Fur Kinder und Jugendliche stellen das Stadtviertel, in dem sie wohnen, und die Schule, in die sie gehen, bedeutsame Sozialisationskontexte dar, die sie mit Ressourcen und Gelegenheiten fur Erfahrungen, Interaktionen und Lernprozesse versorgen (Bronfenbrenner 1979; Grundmann/Luscher 2000). Sowohl Wohngebiete als auch Schulen unterscheiden sich in Struktur, Zusammensetzung und Qualitat voneinander und damit auch die Erfahrungen, die Jugendliche in ihnen machen. Die einen wohnen in wohlhabenden, ruhigen Einfamilienhaussiedlungen und besuchen Gymnasien, in denen das Leistungsniveau hoch und schulisches Fehlverhalten selten sind, die anderen wohnen in sozialen Brennpunkten und besuchen Haupt- oder Gesamtschulen, die den grosen Anteil von sozial benachteiligten und lernschwachen Schulern vor grose Herausforderungen stellt. Zwischen diesen Extremen gibt es breite Abstufungen und auch Kombinationen von lebensweltlichen Erfahrungen mit ganz unterschiedlichen Folgerungen fur die Betroffenen. Dass die sozialraumlichen Kontexte von Jugendlichen so unterschiedlich sind, ist in erster Linie der grundlegenden Tatsache der sozialen (und ethnischen) Segregation geschuldet, die uber verschiedene Mechanismen des Stadtebaus, des Wohnungsmarktes, der Organisation des Bildungswesens etc. dazu fuhrt, dass Familien in ahnlichen sozialen Lebenslagen auch raumlich eher in Nachbarschaft zueinander wohnen, und dass Jugendliche ahnlicher sozialer und ethnischer Herkunft eher die gleichen Schulen besuchen (Farwick 2007; Hausermann 2008; Kristen 2008; Oberwittler 2007a und b; Solga/Wagner 2008). Ein Ergebnis der Segregation vor allem in Grosstadten ist die Existenz so genannter sozialer Brennpunkte, also Stadtviertel mit hohen Konzentrationen sozial benachteiligter Bewohner.

Cite

CITATION STYLE

APA

Oberwittler, D. (2011). Jugendkriminalität in sozialen Kontexten – Zur Rolle von Wohngebieten und Schulen bei der Verstärkung von abweichendem Verhalten Jugendlicher. In Handbuch Jugendkriminalität (pp. 213–227). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94164-6_15

Register to see more suggestions

Mendeley helps you to discover research relevant for your work.

Already have an account?

Save time finding and organizing research with Mendeley

Sign up for free