Es ist auffällig, dass die riskanten Folgen und Nebenfolgen verschiedener Großtechnologien und ihre Bearbeitung seit Jahrzehnten zum festen Oeuvre der Sozialwissenschaften zählen‚dass bei der Diskussion informations- und kommunikationstechnologischer Entwicklungen, die nicht weniger (neben-)folgenreich sind, aber eine Sichtweise dominiert, die dem unaufhaltsamen Fortschritt verschrieben ist. Das findet seinen Niederschlag in den verschiedenen mit dem jüngsten Medienwandel assoziierten Steigerungs- bzw. Ausbreitungstendenzen: Vernetzung, Delokalisierung, Verdatung, Beschleunigung etc. Punktuell an einzelnen dieser Tendenzen ansetzende, mithin zeitdiagnostische und kritische Arbeiten sensibilisieren dagegen für andere bzw. zusätzliche Sichtweisen und blicken auf ‚Kehrseiten` des jüngeren Medienwandels. Mit De-Mediatisierung meinen wir ein SichWidersetzen gegen den jüngsten Medienwandel bzw. gegen soziale und kulturelle Konsequenzen des informations- und kommunikationstechnischen Fortschritts. In eine Kurzformel gebracht: Das Konzept zielt auf das breite Feld der gezielten Begrenzung medialer Entgrenzungen unter Mediatisierungsbedingungen. Mit De-Mediatisierung schärfen wir darüber hinaus den Blick für den ambivalenten sowie paradoxen Charakter von Entwicklung(en), womit es Mediatisierung auch modernisierungstheoretisch zu verorten gilt.
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Grenz, T., & Pfadenhauer, M. (2017). De-Mediatisierung: Diskontinuitäten, Non-Linearitäten und Ambivalenzen im Mediatisierungsprozess. In De-Mediatisierung (pp. 3–23). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-14666-5_1
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