Was macht eine gute Entscheidung in der Demokratie aus? Diese explorative Studie betrachtet und vergleicht Einstellungen der Bürgerinnen und politischen Eliten zu dieser zentralen Frage der prozeduralen Legitimität der Demokratie in Deutschland. Im Mittelpunkt stehen drei Perspektiven, welche jeweils unter- schiedliche Aspekte für eine gute Entscheidung in der Demokratie als wichtig erachten: die repräsentative Perspektive, die technokratisch-gestützte Perspektive und die bevölkerungsorientierte Perspektive. Mithilfe von Umfragedaten weist die Analyse eine Repräsentationslücke nach, insofern vor allem die technokratisch-gestützte Perspektive in der Bevölkerung als viel wichtiger angesehen wird, als dies bei den Eliten der Fall ist. Auch ein Vergleich auf der Ebene der Parteien und ihrer Wählerinnen unterstreicht die Existenz problematischer Unterschiede – vor allem für die CDU/CSU und die SPD. Soziodemografische Faktoren helfen wenig, die Zustimmung zu den einzelnen Perspektiven zu erklären, ‚Parteizugehörigkeit‘ hingegen durchaus. Schließlich weist der Beitrag für Bürgerinnen und Eliten substanzielle Effekte der Perspektiven auf die Demokratiezufriedenheit nach. Insbesondere Anhän- gerinnen der bevölkerungsorientierte Perspektive sind deutlich unzufriedener, was mit Blick auf die geringe realpolitische Rolle dieser Perspektive in Deutsch- land auf die problematische Auswirkung einer Diskrepanz zwischen Ist- und Soll-Zustand hinweist.
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Giebler, H. (2020). Gute Entscheidungen in der Demokratie aus Bevölkerungs- und Elitensicht. In Legitimitätsprobleme (pp. 223–252). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-29558-5_10
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