Die Frage, warum Menschen emotionale Bindungen zu Orten aufbauen und ein Gefühl von Vertrautheit und Zugehörigkeit in räumlichen Umgebungen entwickeln, ist von grundsätzlicher und für durch Multilokalität geprägte und an Diversität zunehmenden Gesellschaften von besonderer Bedeutung. Zur Beschreibung von individuellen oder kollektiv erlebten Ortsbindungen haben sich in unterschiedlichen Gegenden der Erde verschiedene Begrifflichkeiten und Konzepte entwickelt, welche sich nicht nur in Konnotation, Bedeutungsintensität, Maßstäblichkeit, sondern auch im Hinblick auf Wortherkunft und Verwendung im Sprachgebrauch unterscheiden. In diesem Zusammenhang genießt der deutschsprachige Heimatbegriff – nicht zuletzt aufgrund seiner Unübersetzbarkeit – eine Sonderrolle. Vorliegender Beitrag diskutiert und verortet den Heimatbegriff mit seiner Bedeutungsvielfalt und Intensität im internationalen Kontext. Zu diesem Zweck erfolgt eine Spiegelung im angelsächsischen, romanischen und asiatischen Sprachraum mit der Darstellung von Gemeinsamkeiten, Unschärfen sowie Diskrepanzen entsprechender Übersetzungen. Im zweiten Teil des Beitrages folgt eine Vorstellung von internationalen Konzepten zur Beschreibung von Mensch-Ort-Beziehungen, wie ‚Place Attachment‘, ‚Sense of Place‘ und ‚Topophilie‘, welche trotz ihrer Verbreitung in Wissenschaft und belletristischer Raumpoetik bisher kaum Betrachtung im Zusammenhang mit dem deutschsprachigen Konzept ‚Heimat‘ erfahren.
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Bruns, D., & Münderlein, D. (2019). Internationale Konzepte zur Erklärung von Mensch-Ort-Beziehungen (pp. 99–119). https://doi.org/10.1007/978-3-658-24161-2_6
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