Dass die aus der Frauenbewegung hervorgegangene feministische Theorie und Geschlechterforschung mit ihren Fragestellungen nicht ohne Weiteres an überkommene Theorietraditionen anschließen konnte, dürfte sich herumgesprochen haben. Entweder waren Geschlechterverhältnisse grundbegrifflich wie empirisch völlig ausgeblendet, galten als für die Analyse der Gesellschaft nachrangig oder wurden als komplementäre Rollendifferenz polarisiert und affirmiert. Verbreitet war und ist es auch, Geschlechterverhältnisse konzeptionell auf Intimbeziehungen und Familie zu beschränken, anstatt kulturelle Konstruktionen von Differenz und die geschlechtsvermittelte Strukturierung der Gesamtgesellschaft umfassend in den Blick zu nehmen. In spezifischer Weise betrifft dies auch die Kritische Theorie Theodor W. Adornos und Max Horkheimers, die sich in den großen „Studien über Autorität und Familie“ (Horkheimer u. a. 1936/1987), aber auch in der „Dialektik der Aufklärung (Adorno/Horkheimer 1944/1998) an zentraler Stelle über die gesellschaftliche Lage der Frau, über Weiblichkeit und die Konstitution bürgerlicher Männlichkeit geäußert haben.
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Knapp, G.-A. (2012). Konstellationen von Kritischer Theorie und Geschlechterforschung. In Im Widerstreit (pp. 165–190). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94139-4_6
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