Hintergrund und Rationale: Die Xerosis cutis (Synonym: Xerodermie, trockene Haut, hydrolipidarme Haut) ist mit > 10 Millionen Betroffenen nicht nur eine der häufigsten dermatologischen Diagnosen in Deutschland, sondern auch Leitsymptom vieler dermatologischer, internistischer und neurologischer Erkrankungen. Trotz der medizinischen Relevanz der topischen Basistherapie für die Xerosis cutis gibt es in Deutschland für ihr Management bisher keinen wissenschaftlich belegten Diagnostik- und Therapiealgorithmus. Ziel: Dieses Positionspapier vermittelt Ärzten fachübergreifend einen an individuellen Symptomen orientierten, praxisnahen Leitfaden für die Prävention, Diagnostik und Therapie der Xerosis cutis. Methodik: Im Rahmen eines strukturierten Entscheidungsprozesses wurden von erfahrenen dermatologischen Experten zunächst praxisrelevante Fragestellungen definiert und systematisch aufgearbeitet. Auf der Basis von Evidenz und Expertenkonsens wurden daraus diagnostische und therapeutische Algorithmen mit Empfehlungen für die Praxis entwickelt und konsentiert. Ergebnis: Die Xerosis cutis kann grundsätzlich klinisch diagnostiziert werden. Auslöser und/oder Grunderkrankungen müssen abgeklärt und vermieden bzw. spezifisch behandelt werden. Bei der Wahl der geeigneten Basistherapie ist es wichtig, dass nicht nur die Hauthydratation verbessert, sondern auch die Barrierefunktion der Haut wiederhergestellt wird. Sie sollte daher aus einer Kombination von rückfeuchtenden und rückfettenden Inhaltsstoffen bestehen. Je trockener die Haut, desto lipidhaltiger sollte die Hautpflege sein (bevorzugt Wasser-in-Öl-Formulierungen). Die individuelle Auswahl der Inhaltsstoffe orientiert sich nach kausaler Prüfung an den Symptomen Schuppung (v.a. Urea), Fissuren/Rhagaden (v.a. Urea oder Dexpanthenol), Rötung (v.a. Licochalcone A) und Pruritus (v.a. Polidocanol), sowie an der Lokalisation und dem Alter der Patienten. Inhaltsstoffe bzw. Inhaltsstoffkombinationen mit guter Studienevidenz sind zu bevorzugen. Die mit Abstand beste Evidenz bei der Xerosis cutis weist Urea auf, dessen Wirksamkeit in Kombination mit anderen natürlichen Feuchthalte-Komponenten und Ceramiden noch gesteigert werden kann. Zur Arbeitserleichterung am Patienten und zum besseren Erlernen wurde das Xerosimeter entwickelt, das die praktische Umsetzung der Diagnostik und Verlaufskontrolle, eine Klassifikation der Inhaltsstoffe und einen strukturierten Therapiealgorithmus enthält. Schlussfolgerung: Das hier vorgeschlagene strukturierte symptom- und evidenzorientierte Vorgehen mit Diagnostik- und Behandlungspfad soll für die Prävention und frühzeitige Behandlung der Xerosis cutis sensibilisieren. Damit können die Lebensqualität verbessert und Folgeerkrankungen verhindert werden.
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Augustin, M., Wilsmann-Theis, D., Körber, A., Kerscher, M., Itschert, G., Dippel, M., & Staubach, P. (2018). Positionspapier: Diagnostik und Therapie der Xerosis cutis. JDDG - Journal of the German Society of Dermatology, 16, 3–35. https://doi.org/10.1111/ddg.13580
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