Mit dem Ende des Kolonialismus und dem wirtschaftlichen Aufschwung in Westeuropa nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist „der Islam“ „im Westen“ angekommen: Millionen Menschen, die aus Ländern mit muslimischen Mehrheiten stammen, haben in Westeuropa, aber auch in den USA und Kanada ihren Wohnsitz und sind – je nach geltendem Staatsbürgerschaftsrecht – gleichberechtigte Bürger oder auch nicht, wie beispielsweise in Deutschland. In den Vorstädten von Paris und London stellen Menschen, die „aus der Migration stammen“ Mehrheiten, Berlin ist die viertgrößte türkische Stadt, wenn man denn so rechnen will. Diese Menschen haben für sich und ihre nachfolgenden Generationen eine Wahl getroffen. Zugleich haben sie eine für ihre Identität wichtige Geschichte, deren Ausformung wesentlich davon abhängt, wie die Mehrheitsgesellschaft mit ihnen umgeht, denn die Konstruktion des „Wir“ bedarf immer eines „Anderen“, von dem das Wir sich positiv absetzt, indem es dem Anderen negative Charakteristika zuschreibt (Ruf 2006).
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Ruf, W. (2010). Muslime in den internationalen Beziehungen – das neue Feindbild. In Islamfeindlichkeit (pp. 121–129). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92385-7_8
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