Im Internet stehen Rezipienten vielfältige Partizipationsmöglichkeiten zur Ver- fügung, die es in traditionellen Medienangeboten nicht gab. Ein Wandel der Beziehung zwischen Medien und Rezipienten erscheint möglich: Die vormals klaren Grenzen zwischen Kommunikator und Rezipient verschwimmen zuse- hends, auch Rezipienten können sich im Internet als Kommunikatoren betäti- gen. Der vorliegende Beitrag untersucht, inwieweit im Rahmen dieser Partizipa- tionsmöglichkeiten auch ein politischer Rollenwandel der Rezipienten möglich ist, ob also neue Beteiligungsmöglichkeiten im Internet eine aktivere Teilhabe an politischen Prozessen nach sich ziehen. In diesem Zusammenhang wird analysiert, ob auf massenmedialen Internetseiten politische Diskurse im Sinne einer deliberativen Demokratietheorie stattfinden. In einer Inhaltsanalyse wur- den dazu 1.390 Leser-Kommentare auf den Internetseiten von sechs deutschen Printmedien untersucht. Es zeigt sich, dass viele der formalen und normativen Forderungen deliberativer Demokratietheorien auf diesen Plattformen nicht vollständig erfüllt werden. Es lassen sich dennoch Anzeichen dafür finden, dass auf massenmedialen Internetseiten durchaus Diskurse im Sinne der Demokra- tietheorie zustande kommen können. Hier liegt jedoch noch viel ungenutztes Potenzial, mit dem die Dialogizität der Diskussionen gesteigert werden kann.
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Scholl, A., Malik, M., & Gehrau, V. (2014). Journalistisches Publikumsbild und Publikumserwartungen. In Journalismus und (sein) Publikum (pp. 17–33). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19821-7_2
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