Das Kniegelenk ist schon seit langer Zeit intensiv unter anatomischen, funktionellen und entwicklungsgeschichtlichen Gesichtspunkten bearbeitet worden. Trotzdem sind bis heute noch nicht alle Details hinreichend verstanden und geklärt. Als klassische Arbeiten, die sozusagen das Fundament der späteren Forschungen und Darstellungen legten, seien zum einen die „Anatomie der Gehwerkzeuge`` der Gebrüder Weber aus dem Jahre 1836 genannt und zum anderen die Monographie von Robert „Über die Anatomie und Mechanik des Kniegelenkes`` aus dem Jahre 1855 (Robert 1855). Eine gute Übersicht über die weitere sehr spannende Entwicklung der anatomisch-physiologischen Forschungen zum Kniegelenk geben Wetz u. Jacob (2001). Das Kniegelenk ist das größte Gelenk des menschlichen Körpers und weist zwei Freiheitsgrade auf: Es kann gestreckt und gebeugt werden und zusätzlich kann in der Beugeposition noch eine axiale Längsrotation ausgeführt werden. Damit erfüllt das Kniegelenk zwei konträre Anforderungen: Es muss in der Streckstellung eine hohe Stabilität gewährleisten und die Teilkörpergewichte tragen und zusätzlich muss es in der Beugestellung gut beweglich sein, um dem Fußden nötigen Verkehrsraum zur Verfügung zu stellen. Um diesen Anforderungen zu genügen, ist ein kompliziertes Gelenk entstanden, das als typisches Beispiel für ein zusammengesetztes Gelenk, eine Articulatio composita, gelten kann. Es besteht aus einer Articulatio femorotibialis und einer Articulatio femoropatellaris. Die Articulatio femorotibialis wird durch die Einfügung der Meniski noch weiter untergliedert in eine „Articulatio meniscofemoralis`` und eine „Articulatio meniscotibialis``. Weiterhin kann das Kniegelenk als typische Articulatio bicondylaris angesehen werden, in der zwei räumlich voneinander getrennte Gelenke immer zusammenspielen. Bezüglich der Mechanik sind Scharnierbewegung und Rotation konstruktiv miteinander vereinigt, so dass es sich beim Kniegelenk um einen Trochoginglymus, ein Drehgleitgelenk, handelt.
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Prescher, A. (2011). Anatomie des Kniegelenks (Articulatio genus). In AE-Manual der Endoprothetik (pp. 1–18). Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-12889-9_1
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