Seit nunmehr 30 Jahren besteht in der Bundesrepublik Deutschland, ähnlich wie in den anderen westlichen, kapitalistisch-marktwirtschaftlich verfassten Gesellschaften, Arbeitslosigkeit auf einem Niveau, das man nach dem Wiederaufbau des zerstörten Deutschlands und dem „Wirtschaftswunder der 50er und der 60er Jahre ein für allemal überwunden geglaubt hatte. Aber nicht nur das: Während nahezu alle Länder immer wieder deutliche, wenn auch nicht unbedingt anhaltende Senkungen der Arbeitslosenquoten erreichen konnten, gelang in der Bundesrepublik bestenfalls eine vorübergehende Stabilisierung, auf die jedes Mal ein erneuter Anstieg folgte — so in den Jahren 1982 bis 1984 und dann, nach dem kurzen und nur in Westdeutschland spürbaren Rückgang in Folge des „Vereinigungsbooms zu Beginn der 90er Jahre, erneut seit 1992. Die offizielle durchschnittliche jährliche Arbeitslosigkeit wird jedenfalls auf absehbare Zeit weit über 4 Millionen betragen; hinzu kommt noch die „Stille Reserve , also jene Personen, die entweder durch Maßnahmen der Arbeitsämter (z.B. Fortbildung oder Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen) nur vorübergehend aus der Arbeitslosigkeitsstatistik geholt werden oder die sich ganz aus dem Arbeitsmarkt zurückgezogen haben, da sie keine Chance sehen, einen Arbeitsplatz zu finden. Insgesamt sind somit von der Unterbeschäftigung in der Bundesrepublik etwa 7 Millionen Menschen betroffen!
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Ludwig-Mayerhofer, W. (2008). Arbeitslosigkeit und sozialer Ausschluss. In Sozialer Ausschluss und Soziale Arbeit (pp. 219–235). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90821-2_10
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