Modernisierungsdebatten zeichnen sich durch eine gewisse Abstinenz raumsoziologischer Fragen und Perspektiven aus. Zwar wird die Transformation kapitalistischer Gesellschaften in Verbindung mit Globalisierung, Entgrenzung, Netzwerkbildung und Virtualisierung diskutiert. Doch die geographisch-räumlichen Dimensionen dieser Entwicklungsprozesse bleiben nur allzu oft ausgeblendet.1 Das ist insofern bemerkenswert, als die Entstehung einer globalen Welt ein zutiefst raum-zeitliches Phänomen ist (vgl. Giddens 1996; Harvey 1989). Immer wieder wird von der Mobilisierung, gar der „Mobilmachung`` der Moderne gesprochen, und dies durchaus auch im Sinne einer physischen und räumlichen (vgl. Sloterdijk 1989; Urry 2000; Bauman 2000). Bislang werden jedoch Mobilität und Mobilisierung primär sozial verstanden und analysiert (Beck 1986, 1993, 2002; Zapf 1994, 1998). Die Dynamisierung und räumliche Entgrenzung sozialer Netwerke werden zwar bedacht und unter Begriffen wie sociospheres (Albrow 1996), socioscapes (Appadurai 1998) etc. diskutiert. Doch die Bedeutung geographischer Netze bzw. deren topographische Formierung und Konstellation werden meist nicht erhoben und von daher auch nicht analysiert und interpre-tiert.2 Darauf hat kürzlich John Urry unter dem Titel Social networks, travel and talk (Urry 2003) hingewiesen. Er thematisiert, dass die Netzwerkforschung sich einerseits Gedanken über die Bedeutung materieller Netze (wie Verkehrsverbindungen und I+K-technologische Netze) machen muss.
CITATION STYLE
Kesselring, S. (2007). Topographien mobiler Möglichkeitsräume. Zur soziomateriellen Netzwerkanalyse von Mobilitätspionieren. In Qualitative Netzwerkanalyse (pp. 333–358). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90074-2_14
Mendeley helps you to discover research relevant for your work.