Die Verbindung zwischen Jugendalter und dem Gewaltphänomen kennen wir aus der Literatur seit etwa 2000 Jahren; schon Platon soll festgestellt haben, dass die „heutige Jugend`` --- und um diese geht es meistens in der Gewaltdiskussion --- in der „polis`` keinerlei Respekt mehr vor den Älteren habe. Man kann sich die nachfolgenden Beschreibungen relativ plastisch vorstellen; sie dürften sich kaum von den heutigen unterschieden haben. Diese Zuschreibung taucht ähnlich in der Geschichte der Pädagogik immer wieder auf. 1758 beschloss der Senat der Stadt Frankfurt ein so genanntes „Mandat gegen den Unfug der Jugend``, das die Eltern, Vormünder und Schulhalter zu intensiverer Aufsicht gegenüber Jugendlichen aufforderte, die ihrerseits „keine Scheu oder Bedenken tragen, vorbeygehende unschuldige Leute, (vor denen sie billig allen Respect tragen sollten) mit Steinen zu werfen, auch mit dazu gebrauchenden Stecken und Knitteln (hessisch: Tierkot; d. Verf.) einander Steine zuzutreiben, wobei die vorbeygehenden Personen leichtlich getroffen und beschädiget würden`` (Conclusum in Senatu, 19.10.1758). Die aufgrund dieses Beschlusses später festgenommenen Jugendlichen kamen zur Züchtigung ins Armenhaus, einer Verbindung von Notversorgungs-, Arbeitshaus und Gefängnis oder ins Zuchthaus, wie man es damals nannte.
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Jugend und Gewalt — ein Themenklassiker der pädagogischen Arbeit mit Jugendlichen. (2009). In Jugendgewalt im städtischen Raum (pp. 12–18). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91432-9_2
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