Rechter Nachwuchs für die AfD – die Junge Alternative (JA)

  • Herkenhoff A
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Die Junge Alternative (JA) ist die Nachwuchsorganisation der Alternative für Deutschland (AfD). Die JA präsentiert sich einerseits als eine die Mutterpartei unterstützende Parteijugend, gibt sich aber andererseits rebellisch und unange-passt, etwa indem sie die AfD-Bundesspitze durch radikale Positionierungen zur EU-Politik herausfordert. Mediale Öffentlichkeit erlangte die JA bisher durch pro-vokante Flyermotive, antifeministische Facebook-Kampagnen, Veranstaltungen mit Mitgliedern rechtspopulistischer Parteien oder durch ihre Affinität zum Mi-lieu rechter Burschenschaften. Die Parole » Verstand statt Ideologie « trägt sie als Motto vor sich her und transportiert damit die Botschaft: Ideologisch sind im-mer die anderen, man selbst sei der Vernunft und Rationalität zugewandt. Doch ein näherer Blick auf die Inhalte und Forderungen der JA sowie auf ihre personel-len Vernetzungen und die Diskurse, in denen sie sich bewegt, lässt sie als ausge-sprochen anschlussfähig an Rechtsaußen-Positionen erscheinen. Die inhaltliche Verbundenheit und die Vernetzung mit Teilen der extremen Rechten stehen bei dem folgenden Beitrag im Mittelpunkt der Betrachtung. Darüber hinaus soll eine Grundlage dafür geschaffen werden, das Verhältnis von JA und AfD bewerten zu können. Denn es wäre wohl eine Fehleinschätzung, die JA lediglich als eine über die Stränge schlagende, » nicht zu zähmende « (Rink 2014, 29) Jugendorganisa-tion der AfD zu betrachten. Nimmt man sie im Kontext der Gesamtpartei in den Blick, so bestätigt sie diejenigen in der AfD, die sich durchaus einen radikaleren Kurs vorstellen können, als ihn die Bundes-AfD unter Bernd Lucke einzuschlagen wagt (vgl. ebd.). Letztlich entsprechen die Positionen der JA im Grunde denen des rechtskonservativen Flügels um Personalien wie Alexander Gauland, Frauke Petry und vor allem Björn Höcke. A. Häusler (Hrsg.), Die Alternative für Deutschland, DOI 10.1007/978-3-658-10638-6_14, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2016 202 Anna-Lena Herkenhoff 2 Entstehung und Struktur der JA Die Junge Alternative gründete sich offiziell vier Monate nach Entstehung der Mut-terpartei, im Juni 2013, im hessischen Darmstadt. Zum ersten Vorsitzenden wur-de Torsten Heinrich gewählt, damals gleichzeitig Vorsitzender des AfD-Bezirks-verbandes Unterfranken, der aber bereits im März 2014 aus der Partei ausgetreten ist (vgl. Heinrich 2014)1. Laut eigener Angabe hat die JA derzeit über 800 Mitglie-der und es existieren mittlerweile 16 JA-Landesverbände, wobei sich der Landes-verband Sachsen-Anhalt derzeit noch im Aufbau befindet (vgl. JA Sachsen-An-halt 2015). Die JA fungiert zwar de facto als Nachwuchsorganisation der AfD, als offizielle Jugendorganisation der Partei anerkannt ist sie allerdings auf Bundes-ebene bisher nicht. Auf Landesebene ist die JA aber in mittlerweile sieben Bun-desländern als offizielle Parteijugend an die jeweiligen AfD-Landesverbände angegliedert, nämlich in Nordrhein-Westfahlen, dem Saarland, Hamburg, Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz und zuletzt in Berlin. Ziel der JA ist es, die Angliederung letztlich auch auf Bundesebene zu erreichen und so zu verstetigen, » was de facto ohnehin Realität ist: AfD und Junge Alterna tive ziehen an einem Strang « (Ritz 2014b). 90 % der JA-Mitglieder seien ohnehin gleichzeitig Mitglied in der AfD (vgl. Steppat 2014). Die JA möchte ohne Zweifel eine einflussreiche Kraft innerhalb der AfD darstellen. Sie tritt laut Selbstdarstellung an, » eigene po-litische Programme und Forderungen [zu erarbeiten], um sie in die AfD und die gesellschaftliche Diskussion einzubringen « (JA 2014a). Sie will laut ihrem ehe-maligen Bundesvorsitzenden Philipp Ritz eine » Vordenkerrolle als programmati-scher Innovationsmotor der Mutterpartei übernehmen « (Clemens 2014). Als Ju-gendorganisation könne man in seinen Positionen und Forderungen » mutiger « sein als die AfD, da man » weniger im Rampenlicht und […] auch nicht im direk-ten Parteienwettbewerb « (ebd.) stehe. 1 Heinrich ist eigenen Aussagen zufolge aufgrund der außenpolitischen Positionen und » anti-amerikanischer Tendenzen « (vgl. Stahl 2014) von seinen Parteiposten zurück-, schließlich auch ganz aus der AfD ausgetreten. Seiner Meinung nach werde die AfD von » Spinnern « (Heinrich 2014) und Verschwörungstheoretikern unterwandert. Ihre Mitglieder » sollten er-kennen, dass sie […]vor nur noch zwei sinnvollen Optionen stehen. Entweder sollten sie er-kennen, dass sie in einer Partei mit lauter Irren sind und die logische Konsequenz, den Aus-tritt wählen. Oder aber sie sollten jetzt alles daran setzen diese Wahnsinnigen aus der Partei zu drängen […] « (ebd.). Ein » Abwarten « (ebd.) könne es nicht mehr geben, schrieb er im Herbst 2014 auf dem Internetblog der Huffington Post.

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Herkenhoff, A.-L. (2016). Rechter Nachwuchs für die AfD – die Junge Alternative (JA). In Die Alternative für Deutschland (pp. 201–217). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10638-6_14

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