Zwar ist Geschlechtergleichheit bislang noch nicht als normatives Grundprinzip für erfolgreiches globales Agieren im Kampf gegen den Klimawandel in internationalen Klimaverhandlungen verankert; dennoch konnten nach beharrlichem zähen Streben von zivilgesellschaftlicher Seite in den letzten Jahren im UNFCCC-Prozess erste wichtige Erfolge verzeichnet und damit die bisherige fast vollkommene Geschlechterblindheit des internationalen Klimaregimes gelindert werden. Dass Klimawandel geschlechterdifferenzierte Auswirkungen hat und damit auch geschlechterdifferenzierte Antworten braucht, ist zumindest in Ansätzen beim UNFCCC sowie dem Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaveränderungen (IPCC) angekommen. Die COP15 in Kopenhagen war denn auch aus Sicht von GenderadvokatInnen keine verlorene Klimakonferenz. Sie sind optimistisch und motiviert daran weiterzuarbeiten, dass in Folgejahren das Prinzip der Geschlechtergleichheit im Rahmen internationaler Klimaverhandlungen mehr Gehör finden wird. Diese grundsätzlich hoffnungsvolle Erwartung gründet auf den Fortschritten in der Organisierung, Konsolidierung und Koalitionsbildung von Advocacy-Gruppen im Klimaprozess, die sich dem Genderthema verpflichtet fühlen. Vor allem die Gründung zweier transnationaler Netzwerke zu ‘Gender und Klima’, nämlich GenderCC – Women for Gender Justice sowie die Global Gender and Climate Alliance (GGCA) und der stärkere Einbezug von kirchlichen, Entwicklungs- und Menschenrechtsgruppen in die Klimaverhandlungen, die sich dem Leitgedanken internationaler Klimagerechtigkeit verpflichtet fühlen, hat in den letzten drei Jahren zu einer signifikanten Stärkung des zivilgesellschaftlichen Bemühens um Geschlechtergleichheit im UNFCCC-Rahmen geführt. Auch außerhalb des Klimaregimes arbeiten GenderadvokatInnen in spezialisierten NGOs und Netzwerken daran, Genderbewusstsein in das Klimathema zu ‘mainstreamen’. Allerdings wird Geschlechtergerechtigkeit nur im Rahmen einer grundsätzlichen systemischen Änderung bestehender politischer Macht- und Resourcenzugänge auf globaler wie Haushaltebene realisiert werden können, wie sie angesichts der Schwere der Herausforderung zur Bewältigung des Klimawandels unumgänglich scheint.
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Schalatek, L. (2011). Zwischen Geschlechterblindheit und Gender Justice. In Zivilisierung des Klimaregimes (pp. 135–161). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92840-1_7
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