Verkörperung ist immer mehr

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Im täglichen Leben leben, handeln und fühlen wir immer in einem körperlichsomatischen Daseinszustand. Ausgehend von dieser eher trivialen Feststellung möchte ich vorschlagen, das Konzept der Intersektionalität von der somatischen Seite des sozialen Lebens her zu denken. Um dies zu tun, werde ich einige konzeptuell- theoretische Überlegungen über Subjektwerdung, ihr Scheitern sowie deren körperliche Dimensionen vorstellen, und diese anhand einiger Illustrationen, die hauptsächlich aus der Subkultur des argentinischen Tangos stammen, nachvollziehbarer machen. Dabei wird es vor allem darum gehen, das Für und Wider von Intersektionalität im Rahmen soziologischer Analysen der Verknüpfungen zwischen Diskurs und seinen Normen auf der einen Seite, den verkörperten Praktiken auf der anderen zu diskutieren. Meines Erachtens läuft das Konzept der Intersektionalität Gefahr, einen alten, reduktionistischen Fehler der Sozialtheorie zu reproduzieren, nämlich die Suche nach Ordnung als Eigenheit der ‚Makro‘- Ebene und ihre gewissermaßen determinierende Projektion auf die Ebene der Praxis. Umgekehrt ausgedrückt: Die körperliche Dimension jeglicher sozialen Praxis zeigt, dass ‚Handeln‘ notwendig mehr – und damit etwas anderes – ist als die Einverleibung theoretisch und analytisch defi nierter, zentraler sozialer Kategorien; egal, wie viele solcher Kategorien es geben mag. Damit soll die Notwendigkeit und Bedeutung intersektioneller Perspektiven keinesfalls geleugnet werden. Es scheint mir aber wichtig, daran zu erinnern, dass Kategorien von Differenz und Ungleichheit ihrer eigenen, kategorialen bzw. strukturellen Logik folgen – und Handeln seiner eigenen, praktischen Logik einschließlich deren physischer Dimension. Beide Logiken hängen in hohem Maße voneinander ab, d. h. sie konstituieren sich gegenseitig, aber sie sind nicht identisch, und sie lassen sich nicht aufeinander reduzieren. Ich plädiere also für die Notwendigkeit, die uneindeutige Natur, die Instabilität und (auch theoretische) Konstruiertheit von Kategorien sichtbar zu halten, und ich werde versuchen zu zeigen, dass ein wesentlicher Grund dafür im somatischen Aspekt konkreten sozialen Handelns liegt.

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Villa, P.-I. (2010). Verkörperung ist immer mehr. In Fokus Intersektionalität (pp. 203–221). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92555-4_11

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