In Deutschland werden Kinder bereits im Alter von 10 bis 12 Jahren nach Beendigung der Grundschule in unterschiedliche Schultypen zugewiesen, in der Regel in eine der drei dominierenden Schulformen Hauptschule, Realschule oder Gymnasium. Die Zuweisung zu diesen Schultypen erfolgt vor allem auf Basis der vorherigen schulischen Leistung, aber dennoch steht in den aktuellen Debatten gerade diese frühe Selektion im deutschen Schulsystem im Verdacht, soziale Ungleichheiten zu produzieren oder sogar zu verstärken, da die Eltern erheblichen Einfluss auf die Entscheidung nehmen können. Im Unterschied zu späteren Entscheidungen sind hier die Bildungsabsichten der Eltern besonders bedeutsam, da weder den Kindern selbst die nötige Entscheidungskompetenz zugesprochen wird noch das zukünftige kognitive Entwicklungspotenzial bereits gänzlich abzusehen ist. Da es um eine weitreichende Entscheidung mit langjährigen Folgen geht, spielen die eigenen Erfahrungen der Eltern mit dem Bildungssystem, ihre Bildungsaspirationen aber auch ihre Einschätzung über mögliche Kosten und dem zukünftigen Nutzen der gewählten Bildungslaufbahn neben den tatsächlichen schulischen Leistungen ihrer Kinder eine große Rolle.
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Jacob, M., & Tieben, N. (2010). Wer nutzt die Durchlässigkeit zwischen verschiedenen Schulformen? Soziale Selektivität bei Schulformwechseln und nachgeholten Schulabschlüssen. In Vom Kindergarten bis zur Hochschule (pp. 145–178). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92105-1_6
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