Krankheitsbedingte Fehlzeiten stellen im gesundheitsbetrieblichen Leistungserstellungsprozess Produktivitätsminderungen dar. Angesichts knapper Pflegefachkräfte, des demografischen Wandels und der Veränderung des Krankheitspanoramas sind die Kenntnis und das Management von Ausfällen in der betrieblichen Zielkonzeption zu verankern, um die Leistungsbereitschaft sicherzustellen. Für die systematische Einordnung möglicher Ausfallursachen und Ableitung von Maßnahmen zur Vermeidung von Produktivitätsverlusten wird ein auf die Krankenpflege ausgerichtetes Modell entwickelt und vorgestellt. Dieses soll die Analyse von Fehlzeitendaten der Pflegekräfte eines maximalversorgenden Krankenhauses strukturieren. Ziele dieser Studie sind die Entwicklung eines Analysemodells für Fehlzeiten von Pflegepersonal in Krankenhäusern und dessen Anwendung auf Fehlzeitendaten eines maximalversorgenden Krankenhauses. Mithilfe des Modells sollen die Ursachen für Fehlzeiten systematisch erfasst, strukturiert und schließlich analysiert werden. Aus den Analyseergebnissen sollen schließlich Ansatzpunkte, wie sich Fehlzeiten betrieblich steuern lassen könnten, abgeleitet werden. Zur Analyse von Fehlzeiten im Pflegeberuf wird ein systematischer Ordnungsrahmen entwickelt. Die Anwendung der Analysemethode erfolgt am Beispiel eines deutschen maximalversorgenden Krankenhauses, das Daten zur wissenschaftlichen Auswertung zur Verfügung stellte. Im Betrachtungszeitraum von 2 Jahren wurde ein Datensatz von 73.996 registrierten Ausfällen von rund 1500 Pflegekräften explorativ analysiert. Das Modell zur Analyse von Fehlzeiten beweist seine Anwendbarkeit für die Strukturierung und die systematische Erfassung von Ausfallursachen. Der erarbeitete Denkrahmen liefert damit sowohl einen wissenschaftlichen als auch praktischen Beitrag und kann in weiteren Fehlzeitenanalysen Anwendung finden. Als wichtiger Ansatzpunkt zur Reduktion der Fehlzeiten am Erfahrungsobjekt erweist sich die Homogenisierung der Personalstruktur, die an den Organisationeinheiten ansetzen sollte. Diese kann z. B. über den Altersdurchschnitt gesteuert werden, da den Ergebnissen zufolge ältere Pflegekräfte im Durchschnitt deutlich höhere krankheitsbedingte Fehlzeiten verursachen als junge. Männliche Pflegekräfte fehlten indes krankheitsbedingt öfter als weibliche. Darüber hinaus sollte anhand von Mitarbeitergesprächen regelmäßig der Kontakt zur Belegschaft gesucht werden, um motivationsbedingte Fehlzeiten zu verhindern und frühzeitig Kenntnis über etwaige Probleme zu erlangen. Die erarbeitete Analysemethode ermöglicht die systematische Erfassung und Untersuchung von Fehlzeiten. Eine Reduktion der Fehlzeiten ist möglich. Sie erfordert die konsequente Umsetzung von Maßnahmen, die sich in der betrieblichen Zielkonzeption wiederfinden müssen.
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Röper, J., & Fleßa, S. (2020). Krankheitsbedingte Fehlzeiten des Pflegepersonals eines Maximalversorgers – Analyse und Handlungsanweisungen. HeilberufeScience, 11(1–2), 13–23. https://doi.org/10.1007/s16024-020-00336-6
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