Angehörige von kritisch Kranken auf der Intensivstation („intensive care unit“, ICU) sind in einer herausfordernden Situation: Sie befinden sich häufig in einer existenziellen Krise mit einer großen emotionalen Belastung, gleichzeitig sind sie oftmals aktiv in therapeutische Entscheidungen mit eingebunden. Die Besuchsrestriktionen während der Pandemie aufgrund der Coronaviruserkrankung 2019 (COVID-19) haben viele Rahmenbedingungen für die Angehörigenbegleitung geändert und so die Betreuung von Angehörigen schwieriger gemacht. Ziel der Publikation ist die Darstellung der aktuellen und neuen Entwicklungen in der Angehörigenbegleitung von kritisch Kranken auf Intensivstationen im Rahmen einer narrativen Übersichtsarbeit. In den letzten Jahren wurden zahlreiche Maßnahmen und Projekte zur Angehörigenbegleitung entwickelt, die sich den folgenden 6 Bereichen zuordnen lassen: 1) Anwesenheit der Angehörigen, 2) proaktive Einbindung in die Betreuung, 3) strukturierte Kommunikation und Information sowie Onlineangebote, 4) multidisziplinäre Zusammenarbeit, 5) Aufgaben der Organisationsleitung und 6) Follow-up-Angebote. Die Evidenz und der derzeitige Implementierungsstand der Maßnahmen sind international und national sehr heterogen. Maßnahmen zur Angehörigenbetreuung sind vielfältig und können zum Teil auch unter Besuchsrestriktionen umgesetzt werden. Neuere Entwicklungen im digitalen Bereich ermöglichen zunehmend auch virtuelle Besuche und einen ergänzenden Informationsaustausch zwischen dem Team der ICU und den Angehörigen.
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Hoffmann, M., Nydahl, P., Brauchle, M., Schwarz, C., Amrein, K., & Jeitziner, M.-M. (2022). Angehörigenbetreuung auf Intensivstationen. Medizinische Klinik - Intensivmedizin Und Notfallmedizin, 117(5), 349–357. https://doi.org/10.1007/s00063-022-00915-7
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